Donnerstag, 10. Juli 2014

Changed a lot

Krass, es hat sich so viel geändert ...
Ich bin fertig mit der Schule, beginne in zwei Monaten meine Ausbildung.
Die 1O. Klasse hab ich geschafft, die Prüfungen hinter mir.
Und wo stehe ich nun?
Ich stehe noch immer zwischen der Krankheit und der Gesundheit.
Schon drei Jahre geht das jetzt. Vor zwei Jahren wurde ich eingewiesen, 36 kg. Absolutes Untergewicht, kurz vor der Zwangsernährung. Fast sechs Monate war ich weg, fast sechs Monate war ich im Krankenhaus, weg von allen und allem, isoliert von der Außenwelt.
Doch diese sechs Monate haben mir so gut wie nichts gebracht. Im Gegensatz. Ich lernte, besser zu lügen, meine Schwächen zu verstecken, versuchte, mehr Gewicht zu schummeln.
Nach meiner Entlassung ging es genauso weiter wie vor der Einweisung. Essen verstecken, Mahlzeiten vorzutäuschen, Kalorien zählen, exzessiven Sport betreiben.
Doch dann bekam ich eine wundervolle Therapeutin. Anfangs zwei Sitzungen in der Woche, mir ging es wirklich schlecht. Nur ihr konnte ich so viel erzählen. Nur ihr konnte ich sagen, was in meinem Kopf abging. Meine Eltern wurden irgendwann verrückt, verstanden die Welt nicht mehr, hatten panische Angst, dachten sogar über eine zweite Einweisung nach.
In dieser Zeit aber kriegte ich doch noch die Kurve. Ich nahm zu.
Heute wiege ich 46 kg.
Aber sind nach diesen zwei Jahren diese verrückten und irrationalen Gedanken weg? Ich kann das nicht beantworten. Zwar sind sie nicht mehr so oft in meinem Kopf, doch ich kann auch nicht sagen, sie wären ganz weg.
Ich esse noch immer kein Fleisch, auch Milch- und Joghurtprodukte sind eine Qual für mich. Nudeln oder Reis gibt es so gut wie nie und überhaupt irgendwelche fettigen Gerichte kommen für mich gar nicht in Frage.
Ich bin immer noch unzufrieden mit mir. Äußerlich wie auch innerlich. An manchen Tagen hasse ich mich regelrecht, weiß nicht, wie ich mich aufraffen soll.
Ich habe Freunde verloren, aber auch Freunde dazu gewonnen.
Nach fast drei Jahren trennten wir, mein Freund und ich, uns. Ich konnte die ersten Tage an nichts anderes denken wie an ihn und unsere gemeinsame Zeit. Auf einmal fing er an zu kämpfen. Auf einmal kam er mit Blumen, stand einfach so vor meiner Türe und wollte mit mir reden, mich zurück haben. Ja, er kämpfte mit Leib und Seele. Ich war aber dennoch die Böse, als ich sagte, ich möchte keine Beziehung mehr mit ihm eingehen, ich wüsste, wie es ausgehen würde. So oft war bei uns Schluss und so oft lagen wir uns ein paar Tage später wieder in den Armen, die Aktion bereuend. So oft versprachen wir uns, alles besser machen, uns und unsere Verhaltensweisen zu ändern. Das ging zwar ein paar Tage und Wochen immer gut doch dann fielen wir beide wieder in unsere alten Verhaltensmuster zurück.
Doch ich vermisse die Zeit. Er war immer für mich da, auch in der Zeit, als ich im Krankenhaus war. Doch ich muss darüber hinweg kommen. Ich kann es nicht anders machen.
Ich habe aufgehört, zu rauchen und zu viel zu trinken. Das tat mir einfach nicht gut, so war ich auch nicht. Ab und zu brauche ich schon mal eine Kippe, doch das ist um einiges besser wie früher jeden und mehrmals am Tag.
Nächste Woche ist Abschlussball. Kleid und Schuhe sind schon besorgt. Ich muss eine Rede halten, wenn ich nicht schon während meines Ganges auf die Bühne vor Aufregung sterbe. Ich werde die Ehre haben, mit meinem besten Freund einlaufen zu dürfen. Ich weiß jetzt schon, dass ich irgendwann weinen muss. Nach der Abschlussfeier findet eine Aftershowparty von uns Schülern statt. Die wird aber wahrscheinlich, wie jedes Jahr, von der Polizei aufgelöst, wenn sie alkoholisierte oder bekiffte Schüler antrifft.
Ansonsten ist mein Leben ganz okay.
Ich habe gelernt, mit der Krankheit zu leben.
Sie war schließlich eine lange Zeit ein Teil von mir.
Ich habe gelernt, Fehler und Angewohnheiten zu vertuschen.
Ich habe aber auch gelernt, in manchen Momenten einfach das Leben zu genießen und mich so zu nehmen wie ich bin.
Auch, wenn diese Momente klein sind und nicht sehr oft vorkommen.
Wenigstens sind sie ab und zu da und ich kann sie spüren und genießen.

























2 Kommentare:

  1. "Ich habe aufgehört, zu rauchen und zu viel zu trinken." das is do gut.
    "Ich habe gelernt, mit der Krankheit zu leben." das is das beste! - mehr is au gar ne möglich, m. W. n.,...

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  2. du bist stark - du kannst das schaffen, die krankheit zumindest zum größten teil hinter dir zu lassen und in ein neues, besseres leben blicken, mit anderen werten und eben mehr glücksmomenten, wie dein blog so schön heißt. vergiss nie, dass du das schaffen kannst. ich glaub an dich und wünsche dir das aller-aller beste! denkst du, du wirst deinen blog aufhören oder weiterführen?

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