Samstag, 20. Oktober 2012

Vorhin war ich joggen. Es war so schön. Das Wetter passte perfekt und mit Musik in den Ohren liefen meine Beine fast von allein. :)
Ich habe wieder einmal gesehen, wie wunderschön diese Welt doch ist, in der wir leben.
Auch wenn ich mit dem Bus oder dem Auto irgendwo hin fahre, die Sonne scheint und ich mit Musik in den Ohren aus dem Fenster schaue, fühle ich diese berühmten Glücksmomente, die ich lange nicht mehr hatte.
In der Klinik habe ich oft über sie geredet, philosophiert und sie vermisst. Ich wollte sie zurück, sie wieder spüren.
Denn ich kannte in der Zeit nur noch den Schmerz, das Heimweh und manchmal die Verzweiflung.
Niemand, der sowas schon mak erlebt hat, weiß wie schlimm es ist, so lange Zeit weg zu sein. Abgekapselt von der Familie, den Freunden, der schönen Welt.
Tag ein Tag aus immer wieder derselbe Kampf, die gleichen Gedanken und diesen höllischen Schmerz, das Heimweh.
Ich war in der Winter-Zeit in der Klinik, habe jeden Abend mich in den Schlaf geweint. Oft stand ich noch lange vor dem Fenster, schaute den tanzenden Schneeflocken zu und wünschte mir nichts sehnlicher als bei ihm und meiner Familie zu sein. Wie oft schloss ich wohl die Augen, und wünschte mich weg, in seine Arme? Oft genug.
Es war das Schlimmste, wenn alle anderen Jugendlichen von der Station am Samstagmorgen abgeholt wurden und bis Sonntagabend zu Hause bleiben durften. Wie oft war ich wohl ganz alleine dort? Oft genug.
Und wenn ich doch einmal nach Hause durfte, heulte ich schon Stunden bevor ich wieder in dieses Gefängnis zurück musste. Wie oft bin ich wohl in der dunklen Nacht zurück gefahren und habe die tränenverschwommenen Sterne betrachtet und mich ganz weit weg gewünscht? Oft genug.
Bei jedem Mal, wo ich nach Hause durfte, kam er. Und nach jedem Mal, wo ich ihn sehen konnte und in seine Arme liegen durfte, fühlte ich mich gestärkt. Aber wie oft wollte ich wohl mit ihm abhauen, um ihn nicht wieder verlassen zu müssen? Oft genug.
Es reicht.
Ich will leben.
Auch, wenn ich es erst wieder lernen muss.
Aber auch das werde ich schaffen, die vergangene Zeit ist vorbei.

Freitag, 19. Oktober 2012

In einer halben Stunde werde ich zu meinem Freund gehen. Er hat für uns gekocht.
Ich bin gerade sehr stark und freue mich sogar darauf. Hauptsache ich bin von zu Hause weg. Denn da ist es zur Zeit ziemlich schlecht. Ich habe überhaupt keine Lust, zu essen und wenn ich das Bauchweh nicht mehr aushalte und etwas esse, ist es meiner Meinung nach eh zu viel.
Darum bin ich um jede Zeit froh, wo ich woanders sein kann.
Ich habe mich am Mittwoch auch mit meinem Freund ausgesprochen. Er hat zugegeben, dass es ihm doch schwerer fällt mit mir über essen zu reden oder überhaupt mal essen zu gehen, als er immer vorgespielt hatte.
Dann hatte er etwas gesagt, was mich sehr verletzt hat.

"Denkst du manchmal noch übers Essen und die Mengen nach?"
"Ja, wenn es mir schlecht geht und ich Stress oder Streit habe, kommt das schon noch vor."
"Dann hast du ja noch wirklich gar nichts erreicht."

Kennt ihr das?
Wenn sich das Herz auf einmal so schwer anfühlt?
Als würde ein rießiger, schwerer Stein auf es fallen und es immer weiter nach unten drücken?
Und dann diese kleinen Tränen, die man sich eigentlich verbietet?
Man will doch nicht schwach sein.
Genau so habe ich mich in dem Moment gefühlt.

Aber nach dem Gespräch ging es mir besser. Er hatte mir versprochen, dass er mir helfen will. Mir das Essen wieder bei bringen.
Und das hatte er gleich in die Tat umgesetzt.
Gestern hatte er sich einen Berliner gekauft und mir die Hälfte überlassen. Mein erster Berliner seit langem. Und er schmeckte mir.
Und schlecht ging es mir danach nicht, weil ich stolz auf mich war.
Ein erster kleiner Schritt in Richtung Leben.



"Iss einfach mal was, auf das du richtig Lust hast. Scheiß doch auf die ganzen Inhalte. Dafür ist das Leben zu kurz!"
Du hast so Recht. Ich versuche es.
Und ihr alle da draußen, bitte versucht es auch.

Ihr habt ein Leben, nur eins!

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Ich habe gerade sehr Angst, dass Anna wieder kommt. Zur Zeit habe ich kein normales Essverhalten. Entweder ist es zu viel, und es landet wieder in der Kloschüssel oder es ist nichts. Wenn ich zum Beispiel den ganzen Tag Schule habe, esse ich nichts. Nichts am Morgen, weil meine Eltern manchmal noch nicht auf oder schon weg sind, auch nichts in der Pause und in der Mittagszeit auch rein gar nichts. Ich habe dann meistens eine 1,25 l Flasche Eistee zero oder Cola light dabei.
Ich habe total Stress mit der Schule, es wird so viel von uns erwartet. Praktikumsstelle suchen, Bewerbungen, die natürlich davor noch von den Lehrern benotet werden, abschicken, Vergleichsarbeiten schreiben, jede Woche mindestens 2-3 Tests in Englisch, Französisch und Mathe, dann bin ich auch noch Klassensprecher und habe mich nun auch für den 3. Posten des Schülersprechers aufstellen lassen.

Wie soll ich das alles nur schaffen?
Ach ja, und so viel blogge ich zur Zeit ja auch nicht mehr. Also bin ich auch noch eine schlechte Bloggerin. Super.

Ich stand vorher in Unterwäsche vor dem Spiegel. Da kamen wieder diese Stimmen.
Ich bin okay so.
Nein! Du bist wieder dicker geworden!
Nein, bin ich nicht, oder warte. Vielleicht doch?
Ja bist du! Guck doch mal deine Oberschenkel an! Bäh!
Du hast recht ... Aber nein! Ich darf nicht auf dich hören! Nein nein nein nein! Bitte geh!
Ich gehe nicht, du brauchst mich! Du isst jetzt nichts mehr und sagst, du hättest schon gegessen, hast du mich verstanden?!

Und so ging ich austragen, mit leerem Magen.
Meine Mutter rief an, fragte wann sie Heim kommen soll, um zu kochen. Ich sagte, ich hätte schon gegessen, bevor ich gegangen war.
Und dann lief ich weiter, mit leerem Magen.
Nun sitze ich hier und schreibe diesen depressiven Post, mit leerem Magen.
Und nachher werde ich zum Schlittschuh laufen gehen. Mit leerem Magen.


 
 

Alle sagen, ich wäre noch die Dünnste in der Klasse, obwohl wir ganz schön viele sehr Dünne haben. Das kann ich manchmal gar nicht glauben.
Vielleicht lügen sie mich auch nur an.


Ich kann gerade keinen klaren Gedanken mehr fassen, es tut mir Leid.
Und verzeiht mir diesen Post, meine allersüßesten 44 Kämpferchen.
Danke für jeden einzelnen aufbauenden Kommentar von Euch, ich bin so froh dass es Euch gibt.